Der Dispositionskredit ist nach wie vor der beliebteste Kleinkredit; dabei ist er selbst bei den Banken, die ihn zu den günstigsten Bedingungen anbieten, noch immer teurer als mancher Kleinkredit zu bonitätsunabhängigen Konditionen. Doch wenn die Banken ihre Preispolitik nicht bald verändern, könnte die Beliebtheit des Produktes erheblichen Schaden nehmen.
Zum 1.6.2011 hat mit der HypoVereinsbank ein weiteres Institut den Zinssatz für Überziehungen auf dem Gehaltskonto erhöht. Doch anders als zuvor der Cortal Consors, die norisbank oder die comdirect hat die HVB es nicht bei einer Weitergabe der Verteuerung des europäischen Leitzinssatzes um 0,25 Prozentpunkte belassen: Sie erhöhte den Dispozinssatz von 11,94 auf 12,26 Prozent und berechnet für ungenehmigte Überziehungen neuerdings den stolzen Zinssatz von 17,26 Prozent. Nachdem ein Kleinkredit derzeit beispielsweise bei der Creditplus bei guter Bonität schon knapp unter drei Prozent erhältlich ist und die Targobank seit Monaten einen bonitätsunabhängigen Kredit zu 3,45 Prozent anbietet, stellt sich die Frage, was Kunden zu der Aufnahme des wohl teuersten regulär erhältlichen Kredites bewegt.
Überraschende Umfrageergebnisse
Ein Marktforschungsinstitut hat Bankkunden dazu befragt und kam zu einem verblüffenden Ergebnis: Dass jeder zweite Bankkunde bestätigte, sein Girokonto schon mehrfach überzogen zu haben, liegt nur bedingt an der hohen Flexibilität, die mit der Einräumung eines Dispokredites verbunden ist. Nicht allein die Tatsache, dass der Dispo anders als ein Kleinkredit revolvierend in Anspruch genommen und jederzeit zurückgeführt werden kann, trägt zu der Beliebtheit dieses teuren Produktes bei; die Antwort ist viel banaler: Jeder zehnte Kunde und sogar sechzig Prozent der jungen Bankkunden zwischen 18 und 30 Jahren nehmen nach einer Umfrage die Inanspruchnahme einer eingeräumten Überziehungslinie gar nicht als Kreditaufnahme wahr.
Diese Aussagen lassen zumindest vermuten, warum der oft sehr hohe Zinssatz in Kauf genommen wird: Wer über die Aufnahme eines Kredites gar nicht nachdenkt, kann sich zwangsläufig auch über die damit verbundenen Kosten keine großen Gedanken machen. Doch immer dann, wenn die Überziehung nicht sehr zeitnah wieder ausgeglichen werden kann, kommt das böse Erwachen spätestens mit der Zinsabrechnung. Und das Erwachen wird systembedingt immer schmerzlicher werden: Da viele Institute den europäischen Leitzinssatz als Referenzsatz für den Überziehungszinssatz gewählt haben und weitere Leitzinserhöhungen noch im laufenden Jahr als sicher gelten, sind weite Erhöhungen der Dispozinsen vorhersehbar.
Die bessere Alternative: Der Kleinkredit
Ein Kleinkredit ist nicht nur deutlich günstiger als jeder Dispositionskredit, er hat einen weiteren, mindestens ebenso wertvollen Vorteil: Die bei Kreditaufnahme vereinbarte monatliche Rate sorgt dafür, dass der Kredit nicht zu einer dauerhaften Verschuldung führt, sondern sukzessive zurückgeführt wird. Da viele Kleinkredite zudem jederzeit ohne Berechnung einer Vorfälligkeitsentschädigung auch vorzeitig zurückgezahlt werden können, gibt es mit Ausnahme einer tatsächlich nur sehr kurzfristig benötigten Kontoüberziehung wenig Gründe, anstelle eines der sehr attraktiven Angebote aus unserem Kleinkredit Vergleich einen Dispokredit in Anspruch zu nehmen.
Doch möglicherweise sind allgemeine Ratschläge dieser Art nicht mehr lange erforderlich. Bei weiteren Erhöhungen der Dispozinsen werden irgendwann auch die geduldigsten und/oder finanziell am wenigsten versierten Bankkunden begreifen, dass die Flexibilität des Dispos mit einem deutlich zu hohen Preis bezahlt werden muss.
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